#3 Über „Warum tu ich mir das an?“, Simson-Mopeds und der Volksaufstand von 1953

22. Juni 2021

Am Montagabend bei einem Treffen mit interessierten Bürgern. Eine etwa 40jährige Frau stellte mir die Frage: „Warum tun Sie sich das mit der Bundestagswahl eigentlich an? Diese Anfeindungen, diese Kampagnen gegen Sie, diesen Stress?“ Das ist eine Frage, die ich in den letzten drei Monaten fast täglich hören musste. Am häufigsten von meiner Familie. Politik ist kein Spaß, schon gar nicht für jemanden, der sagt, was er denkt. Stellen Sie sich vor, Sie sind Handwerker und Sie sehen, dass in Ihrem Handwerk jemand ohne jegliche Qualifikation und mit dem völlig falschem Werkzeug Reparaturen vornehmen will. Es könnte Ihnen egal sein. Aber es wird ihnen nicht egal sein, wenn die schlechte Arbeit auch Auswirkungen auf Sie und auf die Allgemeinheit hat. In der Politik läuft nicht alles rund, und es sind auch schwere Fehler gemacht worden, zum Beispiel in der Wirtschafts-, der Corona- und der Migrationspolitik. Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft Deutschlands und den Zustand unserer Demokratie, und ich will unser Land nicht Leuten überlassen, die weder die dafür notwendige Qualifikation noch die charakterlichen Voraussetzungen erfüllen, Deutschland zu regieren, sondern Qualifikation durch Fanatismus und Ideologie ersetzen. Ich glaube, dass ich auf Grund meiner Berufs- und Lebenserfahrung einiges beitragen kann, damit es besser wird.

Der Name der Stadt Suhl war mir schon als Jugendlicher bekannt durch die Waffenherstellung und die Simson-Werke. Während Waffen aus Suhl auch heute noch Weltruf genießen, sind die Simson-Werke leider Opfer der Treuhand-Querelen geworden. Ich unterhielt mich mit früheren Beschäftigten der Simson-Werke bei meinem Besuch des Fahrzeugmuseums über die großartigen Autos und Motorräder aus Suhl, über die vielen internationale Preise bei Motorradrennen und über die Abwicklung der Werke. Für mich ist völlig unverständlich, weshalb ein Unternehmen, das hervorragende Motorräder produzierte, mit dem noch im Jahr 1990 Rennen gewonnen wurden, abgewickelt wurde. Es ist Zeit, dass die Treuhandakten von damals komplett geöffnet werden.

Am Donnerstag war der 17. Juni, der alte „Tag der deutschen Einheit“. Der Feiertag wurde 1990 durch den 3. Oktober ersetzt. In Westdeutschland gedachte man bis 1990 des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR. Eine Million Menschen demonstrierte in der DDR friedlich für Freiheit und Demokratie. Über 50 Menschen wurden dabei durch die SED-Diktatur getötet, weit über 1.600 Personen wegen ihrer Beteiligung an dem Aufstand verurteilt. Auch im Bezirk Suhl kam es am 17. Juni 1953 zu Protesten gegen die SED-Diktatur. Zwei Demonstranten wurden getötet, als in Sonneberg aufgebrachte Bürger versuchten, politische Häftlinge zu befreien. Ich musste am vergangenen Donnerstag daran denken, dass die SED, die sich seit 1989 viermal umbenannt hat, und heute unter dem Namen „Die Linke“ auftritt, nie für diese und andere Verbrechen zur Verantwortung gezogen worden ist und heute wieder in führenden politischen Positionen ist, als ob gar nichts geschehen wäre. Diese Partei will uns heute vielmehr erklären, was Menschenrechte sind. Der 17. Juni wäre ein guter Tag für einen Staatsfeiertag, mit dem wir an die Opfer des SED-Regimes erinnern.

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